Du betrachtest gerade Gefahren einer theologischen Ausbildung

Gefahren einer theologischen Ausbildung

Eine Berufsausbildung, die nicht für die zukünftige Tätigkeit qualifiziert, kann man sich sparen. Berufsverbände, Schulen und Universitäten überarbeiten deshalb ununterbrochen ihre Ausbildungsangebote und passen sie den aktuellen beruflichen Anforderungen an. Die regelmässige Reflexion der Inhalte und Ziele der Studiengänge ist auch in der theologischen Ausbildung unumgänglich. 

Untauglich

Ein Theologiestudium soll nicht einbilden, sondern Studierende geistlich und charakterlich formen. Wenn wir Absolventen hervorbringen, die nur über Finessen der biblischen Lehre diskutieren, weil sie Freude am Streiten haben und stets Recht haben wollen, dann haben wir unser Ziel verfehlt. Die theologische Ausbildung muss in jedem Bereich einen Bezug zur Jesusnachfolge haben und diese fördern. Es ist fruchtlos, wenn unsere Absolventen einen Bibeltext exegetisch hervorragend analysieren und rhetorisch fesselnd auslegen können, aber nicht leben, was sie predigen. 

Fragen Studierende als Erstes nach den verliehenen akademischen Titeln, ist das eigentliche Ausbildungsziel an den Rand gerückt. In einer Zeit, in der Titel leider nicht selten billig zu kriegen sind, gilt es umso mehr auf die geistliche Qualität zu achten, denn eindrucksvolle akademische Urkunden beweisen noch lange nicht eine Anerkennung durch Gott. 

Unverzichtbar

Beim Studium der Theologie geht es nicht darum, möglichst imponierende Trends zu Tage zu fördern, sondern das seit vielen Generationen an uns weitergegebene Wort Gottes richtig zu verstehen. Hier unterscheidet sich die Theologie tatsächlich von anderen Berufen. Die Medizin forscht nach effizienteren Operationsmethoden, die Chemie nach wirkungsvolleren Medikamenten. Der Architekt plant ein Gebäude nach den neusten energetischen Erkenntnissen. Jede gute Berufsausbildung orientiert sich darum nach dem Stand der neusten Entwicklung. Das tut natürlich auch die Theologie. Archäologische Ausgrabungen, sprachwissenschaftliche Untersuchungen, historische Erkenntnisse und andere Bereiche der Forschung können die uralten Texte der Bibel durchaus verständlicher machen. Und doch ist Gottes Wahrheit keiner Entwicklung ausgesetzt, sie bleibt immer gültig. Dies gilt es besonders dann zu beachten, wenn Theologen hauptsächlich das hervorheben, was spektakulär, völlig unkonventionell, ja, am besten unorthodox ist. Behauptet ein Lehrer: «Diesen Text haben naive Christen 2000 Jahre lang völlig falsch verstanden!», hört man ihm gebannt zu. Das Neue kommt an, selbst dann, wenn es ein pseudowissenschaftlicher Irrtum ist. 

Aber Theologie ist ähnlich wie die Baukunst. Ein Haus nimmt zwar je nach Standort oder Kultur und Geschmack der Bauleute unterschiedliche Formen an, aber kein Gebäude kann bestehen, wenn es nicht auf der Grundlage der physikalischen und statischen Gesetze gebaut wird. So hat auch die theologische Ausbildung nur dann Zukunft, wenn sie sich an das unveränderliche Wort Gottes hält – auch wenn die konkrete Christusnachfolge je nach Kultur und Region eine etwas andere Farbe erhält.

Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar