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DIE EINE KIRCHE

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  • Beitrag zuletzt geändert am:5. Januar 2024

«Und der Leib besteht ja nicht aus einem Körperglied, sondern aus vielen» (1Korinther 12,14). 

«Gott wünscht sich Einheit und nicht Einheitlichkeit!» Dieses Motto hefteten unsere Studierenden an die Wand eines Seminarraums. Tatsächlich konnte von einer Uniformität in dieser Klasse keine Rede sein. Das waren Leute aus verschiedenen Nationen, mit ungleichen Charakteren, Gaben, Zielen, Wünschen, Geschmäckern und theologischen Präferenzen. Und doch sahen sie diese Vielfalt positiv und keinesfalls als etwas, das ihre Einheit sprengt. 

Wir streben nach Einheit und kriegen Eintönigkeit 

Einheit zieht ihn ihrem Schlepptau oft Uniformität hinter sich her. In der Politik nennt man das etwas diplomatischer «Harmonisierung». Von den Mindestanforderungen an die Qualität der Badegewässer über die Lebensmittelgesetze bis zum gemeinsamen Führerschein harmonisiert die EU mittlerweile viele Bereiche des Lebens. Die Vorteile für das Zusammenleben auf dem gleichen Kontinent liegen auf der Hand. Andererseits verschwinden durch die staatlich angeordnete Vereinheitlichung die kulturellen Unterschiede zunehmend. Aufgrund der globalen Bewegungsfreiheit und der Medien gilt dasselbe weltweit. Sowohl Chinesen als auch Norweger tragen mit Vorliebe Jeans. Hollywoods Blockbuster kommen in Brasilien wie in Japan an. Songs, die in den USA beliebt sind, hört man auch in der Schweiz gerne. Videogames wie Tetris oder Minecraft ziehen Menschen auf der ganzen Welt in ihren Bann. Abwechslung weicht dem Einerlei. Spätestens wenn es überall nur noch Cheeseburger und Chicken Nuggets gibt, werden wir uns wenigstens in der Gastronomie nach der alten Vielfalt sehnen. 

Einheit ohne Gleichmacherei

Gott hält nichts von einer absoluten Gleichmacherei, aber viel von Einheit. Vielfalt in der Einheit entspricht seinem dreieinigen Wesen. Universum nennen wir deshalb seine Schöpfung: ein Reichtum von unterschiedlichen Himmelskörpern, Tieren, Pflanzen und Menschen – alles ein grossartiges Ganzes bildend. Nichts geklont, jedes nach seiner besonderen Art mit seiner spezifischen Aufgabe – auch in der Kirche. Wir ergänzen einander, gleichen unsere Defizite aus, beleben so die Gemeinschaft und bilden deshalb eine Einheit, aber keine Uniformität. Als die frühen Christen bekannten: «Ich glaube an […] die eine […] Kirche», meinten sie nicht einen ethnischen, politischen, kulturellen oder sozialen Einheitsbrei, sondern die theologische Einheit. Stattdessen plädieren heute viele Christen für theologische Vielfalt und suchen die Einheit in gemeinsamen Ritualen, Erlebnissen und sozialen Aktivitäten. Ohne gemeinsame theologische Grundsätze ist diese Einheit so viel wert wie ein Regierungsbündnis in Italien. Echte christliche Gemeinschaft erfordert gemeinsame Glaubenssätze und entschlossenes Handeln mit klaren Überzeugungen. Dies bedeutet nicht, dass wir uns in jedem Lehrpunkt einig sein müssen, aber wenn wir an den grossen Wahrheiten des historischen und biblischen Christentums festhalten, befinden wir uns im Zentrum des Evangeliums und bekämpfen uns nicht mit exzentrischen Ansichten und Forderungen nach einheitlichen Ausdrucksformen des Glaubens. 

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