Ende des 19. Jahrhunderts sehnte sich die weltweit verstreute Gemeinschaft der Juden nach dem Eretz Israel, dem von Gott versprochenen Land des Friedens und Wohlstands. Jahrhundertelang wurden die heimatlosen Juden diskriminiert und oft brutal verfolgt. Aus politischer Sicht ist das zionistische Anliegen verständlich und die Gründung Israels 1948 als souveräner Staat absolut berechtigt. Aber lässt sich der Zionismus auch biblisch-theologisch begründen?
Im Kontext des nationalen Israel gab Gott seinem Volk im Sinaibund Zusagen mit Bedingungen. Er wird Israel mit Frieden und Wohlstand zu segnen, wenn es ihm gehorcht (Lev, 26,3-13; Dtn 28,1-14) und droht gleichzeitig mit Fluch bzw. Strafe, wenn es seine Anweisungen missachtet (Lev 26,14-39; Dtn 28,15-68). Israel hielt die Bundesbedingungen nicht ein und musste das Land verlassen (2Kön 17,7-23). Doch Jahwe vernichtet das Haus Jakob nicht völlig, sondern rettet einen «heiligen Rest», bringt diesen zurück ins Land und richtet Davids Dynastie wieder auf (Amos 9,8-15; Jer 23,1-4; Apg 15,13-21). Damit hält sich Gott an seinen bedingungslosen Bund mit Abraham (grosses Volk, ewiges Land, Segen für alle Völker – Gen 12,2-3; 13,14-17; Lev 26,42-45) und David (ewige Dynastie – 2Sam 7,11-17; Lk 1,31-33).
Gelten diese Verheissungen an Abraham und David nur für die genetischen Nachkommen Abrahams, das nationale Israel? Die genetische Linie führt offensichtlich über Christus (Gal 3,16; Röm 2,28-29). Dieser erfüllte durch seinen Gehorsam jedes Gebot und verdiente allen Segen, den Adam, Israel und wir alle kläglich verspielt hatten. Christus macht aus dem heiligen Rest Israels ein unzählbares Volk. Der Wurzelstock bleibt Israel, doch Christusgläubige aus den Nationen werden durch Gottes Gnade als wilde Zweige im Ölbaum eingesetzt. Die Kirche ersetzt nicht Israel (Röm 11,2). Sie ist nicht das neue Volk und Israel das alte. Beide werden zusammengefügt zu EINEM Volk (Eph 3,6; Röm 9,17-29).
Das Neue Testament erwähnt keine Rückkehr ins Heilige Land und kein goldenes Zeitalter als Erfüllung der Landverheissung an Abraham. Diese erfüllt sich im Bau von Gottes Reich seit dem ersten Kommen des Christus (Jes 49,6) und ultimativ in der Herrlichkeit Gottes (Jes 65,17ff). Die biblischen Bilder des Friedens und des Wohlstands sind Bilder einer weit grösseren und herrlicheren Realität, als sie ein Landstreifen zwischen Jordan und Mittelmehr im Nahen Osten bieten könnte. Die Verheissung an Abraham hatte stets die ganze Welt im Fokus (Röm 4,13; Dan 2,34-35). Eretz Israel gab den biologischen Nachkommen Abrahams eine zeitlich bedingte Bleibe, aber Christus schafft eine ewige Ruhe für die geistlichen Nachkommen Abrahams (Hebr 4,8-11). Abraham war alles andere als ein Zionist. Er zog es vor als Fremder im verheissenen Land zu leben, weil er auf die Stadt mit den festen Fundamenten wartete, deren Planer und Erbauer Gott ist (Hebr 11,9-10).
Der Traum der Zionisten, durch die Errichtung eines eigenen jüdischen Staates eine sichere Heimat zu aufbauen, bewahrheitete sich nicht. Die Sehnsucht nach einer ewigen Heimat des Friedens und Wohlstands wird einzig in Christus erfüllt werden.
Zur Lektüre empfohlen:
Dr. Jürgen Bühler, Geschäftsführender ICEJ-Direktor, Jerusalem
https://de.icej.org/news/commentary/die-kommende-„israel-reformation“-der-gemeinde
IVP: The new Christan Zionism, https://catalog.princeton.edu/catalog/99122639323506421
Felix Aeschlimann: Eine konträre Ansicht. Wer sich dafür interessiert, ist herzlich eingeladen, sich eine eigene theologische Meinung zu bilden.
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