Wenn Jesus predigte, spitzten die Leute ihre Ohren. Kein einziges Wort wollten sie verpassen. Sie hörten mit offenem Mund zu, waren überwältigt von seiner Rede. «Er predigt nicht wie unsere Schriftgelehrten!», meinten die Zuhörer anerkennend. Er verkündigt anschaulich, praktisch, begeisternd, aufwühlend. Nicht staubtrocken, philosophisch, lebensfern, langweilig. Jesus hielt die besten Predigten, die je auf dieser Welt gehalten wurden. Er konnte schockieren, herausfordern, provozieren, aber auch äusserst einfühlsam und ermutigend reden. «Du bist der beste Prediger weit und breit», meinten sie nach einer seiner Toppredigten. «Du wirst eine glänzende Karriere machen. Bald bist du im ganzen Land bekannt. Mann, du hast es voll drauf!»
Begeisterung für Jesus reicht nicht
Jesus hätte sich geschmeichelt fühlen können. Aber er lässt sich nicht blenden. Er weiss, da sitzen unzählige Menschen, die zuhören, lernen, studieren … Sie sind begeistert, tief beeindruckt, ganz benommen von dem, was er sagt. Jesus spricht sie auf allen Ebenen an: intellektuell, emotional, spirituell. Das Gehörte wühlt sie innerlich auf, rührt sie zu Tränen. Aber verändert es ihr Leben grundlegend? Lassen sie sich auf das ein, was sie von Jesus hören? Jesus hofiert seinem begeisterten Publikum keineswegs, wenn er es mit einem dummen Architekten vergleicht, der sein Haus auf Sandboden baut. Nur wer wirklich tut, was er hört, handelt klug, baut auf sicherem Felsen. Dieser Vergleich wird nicht selten so ausgelegt: Kluge Menschen bauen ihr Haus auf armierten Betonboden. Das ist Gottes Wort. Dumme Leute dagegen bauen auf brüchigem Untergrund, weil sie Gottes Wort ablehnen und durch eigene Weltanschauungen ersetzen. Aber das meint Jesus nicht. Entscheidend ist nicht, ob wir die Bibel als unerschütterliches Fundament für unser Leben akzeptieren. Wenn wir am Ende unseres Lebens nicht ein totales Fiasko erleben wollen, dann ist das nicht genug. Das tun ja auch die vielen Menschen, die Jesus mit Begeisterung zuhören. Sie studieren Gottes Wort intensiv, kennen es womöglich sogar auswendig – in der Ursprache. Sie sind theologisch auf der Höhe. Dennoch bauen sie auf Sand, wenn sie nicht tun, was sie verstanden haben.
Die goldene Regel des geistlichen Verstehens ist nicht der Intellekt, sondern Gehorsam
Am Wissen liegt es ganz besonders in unserer Zeit nicht. Nie zuvor in der Geschichte der Christen gab es so viele ausgezeichnete Predigten, Bibelkommentare, Seminare, Bücher, Radio- und Fernsehsendungen, Podcasts, Internetbibelkurse, Kurzbibelschulen und vor allem Seminare für Pastoren und Bibellehrer auf höchstem Niveau. Wir haben viel gehört, studiert und verstanden. Ausschlaggebend ist aber, ob wir leben, was wir gehört und begriffen haben. Nur dann wird unser Leben sich trotz reissender Fluten und tobenden Orkans behaupten.