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Etappen des geistlichen Wachstums

Studierende an unserem Seminar durchlaufen während ihres Studiums verschiedene Etappen. Zum einen wird jedes Semester anspruchsvoller, weil der Unterricht komplexer wird und wir von den Studierenden grössere Selbstständigkeit im Forschen und Anwenden erwarten. Zum anderen verändern sich der Charakter, die Selbsterkenntnis und das Verständnis von Gottes Gnade. Gestartet wird (meistens) mit 

Etappe 1: Ich bin super geistlich und die anderen erbärmliche Anfänger!

Dem euphorischen Einstieg ins Studium, bei dem sich fast alle wie im Himmel fühlen (kein Wunder bei dieser schönen Umgebung der Schweizer Berge!) und man meint, man hätte es am sbt nur mit Heiligen zu tun, folgt ein schneller und tiefer Fall: «Das sollen Christen sein? Hier finde ich doch nur gewöhnliche Menschen mit allen erdenklichen Allüren und Defiziten. Egoisten sind das, Dilettanten in der Jesusnachfolge. Denen bin ich längst kilometerweit voraus!»

Pech nur, dass Gott uns nicht nach dem Bologna-System beurteilt, denn dort steht man bei einem schlechten Klassendurchschnitt selbst mit durchschnittlichen Leistungen als Klassenprimus da. Da scheint es dann doch ratsam, seine eigene Performance im absoluten Licht Gottes zu betrachten. Das führt mit Sicherheit zu 

Etappe 2: Ich muss noch viel lernen!

Selbstüberschätzung ist nicht nur ein Symptom der Pharisäer. Sie haftet uns allen an. Paulus warnt deshalb: «Meint nicht, ihr hättet es drauf, nur um dann doch zu versagen!» Eine Fachzeitschrift für Fallschirmspringer in den USA bestätigt, dass 59% aller Todesfälle von geübten Fallschirmschülern mit einer D-Lizenz (nach 200 Sprüngen) verursacht werden und nicht, wie man meinen könnte, von Anfängern mit einer A- (nach 20 Sprüngen), B- (nach 50 Sprüngen) oder C-Lizenz (nach 100 Sprüngen). Eine Grafik zeigt sogar, dass die Todesfälle bei Sportlern mit 200 bis 1000 Sprüngen dramatisch ansteigen und bei den Profis mit 1000 und mehr Sprüngen noch einmal extrem zunehmen. So bleibt wohl die wichtigste Lektion bei allem Lernen

Etappe 3: Ich bleibe auch nach jahrelangem Unterwegssein mit Christus ein Versager und halte deshalb an Gottes Gnade fest! 

Wenn ich auf meine eigene Studienzeit zurückschaue, stelle ich fest, dass mein persönliches Vorwärtskommen in der Gnade Gottes weit entscheidender war als die akademischen Fortschritte. Nachdem ich aus Frust kurz vor Abschluss des Studiums einen Stuhl durch das Zimmer schleuderte und mein Zimmerkollege voller Entsetzen rief: «Jetzt weiss ich endlich, was in dir steckt!», konnte ich nur antworten: «Nichts Gutes!» Erst ab dann habe ich richtig verstanden, welche zentrale Rolle Gottes Gnade im Leben von uns Christen spielt. So prägt die Studierenden denn auch weniger die theologische Brillanz der Dozierenden als vielmehr unsere Grundhaltung, dass wir grosse Sünder sind und dass Jesus ein grosser Retter ist.

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