Als drei 16-jährige Schüler aus der Schweiz in einem Gewaltexzess wahllos drei unschuldige Männer in München spitalreif schlugen, rätselten Journalisten und Experten über die Hintergründe dieser Tat. Woher kommt eine solche Aggressivität? Hat sie der Alkohol völlig enthemmt? Ist das die Folge unkontrollierten Konsums von Gewaltvideos? Politiker wiederholten die alten Forderungen nach Gewaltprävention. Aber lässt sich Gewalt so einfach verhindern und Nächstenliebe fördern?
Nächstenliebe als biologische Anlage?
Glaubt man Evolutionsbiologen, so verhalten sich Vampirfledermäuse intuitiv fair. Diese teilen nämlich ihre Nahrung – das Blut von Rindern – mit ihren hungrigen Artgenossen, indem sie es wieder hervor würgen. Die Fledermäuse lassen im Gegensatz zu uns Menschen keinen verhungern. Atheisten und Humanisten argumentieren gerne mit diesem Forschungsergebnis und behaupten, es brauche keinen Glauben, um ethisches Verhalten zu begründen. Oben beschriebene Gewaltexzesse könne man verhindern, wenn man die in uns biologisch angelegte Fairness fördere. Sie verschweigen dabei aber einen wichtigen Punkt. Die Vampirfledermäuse teilen ihre Nahrung nur mit denen, die ihnen vorher auch etwas abgegeben haben. Die Schwachen und Kranken, die nichts zu teilen haben, bleiben auf der Strecke. Die Moral der Geschichte: Ich bin nur dann fair, wenn es mir persönlich nützt. Von angeborener Nächstenliebe kann keine Rede sein. Eine weit realistischere Einschätzung menschlichen Verhaltens vermittelte neulich ein Strafrechtsprofessor der Uni Zürich. «Wir sollten uns von unserem positiven Menschenbild verabschieden und davon ausgehen, dass grundsätzlich jeder Mensch ein potenzieller Mörder ist.», bemerkte er. Die Bibel gibt ihm recht: «Da ist keiner, der sich in Güte übte, keiner, auch nicht einer. Rasch sind ihre Füsse bereit, Blut zu vergiessen» (Römer 3,12 und 15).
Nächstenliebe mit der Hilfe Gottes
Jesus erwartet von seinen Nachfolgern eine etwas höhere Ethik als die der Vampirfledermäuse: «Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr da erwarten?» Tun das nicht sogar die Verbrecher – oder die Vampirfledermäuse? Doch Liebe ohne egoistische Hintergedanken, ja Liebe zu denen, die uns nicht mögen oder gar Böses zufügen wollen, ist uns leider nicht angeboren. Sie ist nur möglich, wenn Gottes Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen wird. Von daher geschieht die beste Gewaltprävention dann, wenn jemand Christ wird und Gottes Geist Egoisten nach und nach umgestaltet, so dass der oder die Nächste mindestens ebenso im Fokus steht wie das eigene Ego (Gal 5,14).