Mission besitzt einen schlechten Ruf. Viele setzen den Begriff gleich mit Zwangschristianisierung, Kreuzzügen, Ausrottung indigener Stämme, wirtschaftlicher Ausbeutung durch Kolonisation oder dem Versuch, nichteuropäischen Völkern eine westliche Kultur aufzuzwingen. Das Wort Mission verschwindet deshalb aus dem christlichen Vokabular und wird mit politisch korrekten Begriffen wie «interkulturelle Zusammenarbeit», «interreligiöser Dialog» oder «interpersonale Hilfe» ersetzt.
Mission ist nicht Staatspolitik
Es ist nicht falsch, Begriffe auszutauschen, die mit der Zeit unverständlich werden oder falsche Assoziationen hervorrufen, obwohl man durchaus über Sinn und Unsinn der oben erwähnten gestelzten Fachausdrücke streiten darf. Aber müssen wir Christen für etwas geradestehen, das nie Mission war? Die Gefahr, weltliche Machtpolitik mit dem Reich Gottes zu verwechseln, ist fast so alt wie das Christentum selbst. Mit der Bekehrung des römischen Kaisers Konstantin zum Christentum erhielt die Kirche als anfänglich verfolgte Minderheit auf einmal staatliche Privilegien und stieg später sogar zur Staatsreligion auf. Im Kaiser sah man den irdischen Repräsentanten des Christus, der das Recht besass, die Gegner der Wahrheit mit Krieg zu bekämpfen, um so ein goldenes geopolitisches «Gottes»-Reich zu errichten. Wann immer irdische Herrscher in den letzten 2000 Jahren versuchten, das Königreich Gottes mit ihrem eigenen Reich zu fusionieren, führte dies nicht zum Vollzug des biblischen Missionsbefehls, sondern höchstens zur Verweltlichung der Kirche.
Mission verändert die Welt
Das Reich Gottes wird nicht sichtbar in weltlichen Imperien, Parteien, Wirtschafts- und Sozialsystemen. Es lässt sich deshalb auch nicht mit politischen Mitteln bauen. Vielmehr empfangen es die Gläubigen höchstpersönlich von ihrem König (Matthäus 25,34). Ihren Beitrag im Reich Gottes leisteten diese, indem sie sich um Hungrige, Durstige, Arme, Fremde, Kranke und Gefangene kümmerten – und dies eher intuitiv und ohne Brimborium (Matthäus 25,37-39). Machtbesessene Diktatoren sind für Kriege, Ausbeutung und Unterdrückung verantwortlich, nicht die christliche Mission. Diese setzte sich im Gegenteil stets für die Verbesserung der Lebensbedingungen aller Menschen ein. Der Soziologe Robert Woodberry belegt in seiner an der Universität von North Carolina eingereichten und viel beachteten Dissertation, dass im 19. Jahrhundert in Ländern Afrikas, Südamerikas, Asiens und Ozeaniens die Wirtschaft sich dort positiv entwickelte, sich ein vergleichsweise fortschrittliches Gesundheitssystem entfalte, Kindersterblichkeit, Korruption und Analphabetismus markant zurückgingen, sich der Bildungsstand massiv steigerte und schliesslich Demokratie und Gleichberechtigung erwachten, wo eine wirkungsvolle protestantische Missionstätigkeit dominierte. Woodberry beweist dies mit einer derart erdrückenden Flut von Daten und Fakten, dass ihm mittlerweile selbst renommierte Gegner der christlichen Mission zustimmen müssen.
Mission verändert Menschen
Wichtiges, aber entscheidendes Detail in Woodberrys Studie: Der positive Einfluss liess sich nur auf staatlich unabhängige Missionstätigkeiten anwenden, in denen Menschen zum persönlichen Glauben an Jesus Christus aufgefordert wurden. Wo dies nicht der Fall war, herrschen teilweise bis heute Unterdrückung und bittere Armut. Inzwischen bestätigen über ein Dutzend weitere umfangreiche Studien Woodberrys These. Die wenigsten Missionare verstanden sich als Sozialreformer, stattdessen forderten sie Menschen auf, ihr Leben unter die Herrschaft von Christus zu stellen – und veränderten damit grosse Teile der Welt positiv. Dies gilt übrigens für alle Epochen der christlichen Missionstätigkeit.
Auch wenn heute der typische Missionar nur noch selten mit Tropenhelm im Urwald unterwegs ist, sondern viel eher mit Laptop im Grossstadtdschungel, so bleibt der Auftrag derselbe: Das Evangelium Gottes an allen Orten der Erde zu leben und zu erklären.
Trotz Rückschlägen und Verfolgung liess sich die Verbreitung des christlichen Glaubens nicht aufhalten: