Ein amerikanischer Missionar erzählte mir, wie er bei seiner ersten Ausreise nach Österreich von vielen Gemeindemitgliedern die kritische Bemerkung hörte: «Weshalb reist du nach Österreich? Dort sind doch schon alle Christen!» In Bezug auf Völker der sog. Zweidrittelwelt wird gesagt und geschrieben: «Es führen doch alle Religionen in den Himmel, wozu brauchen die Völker überhaupt noch Jesus?»
Ist Mission heute noch aktuell?
Wenn die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen in Deutschland schreibt, Jesus sei der Retter aller Menschen, die an ihn glauben, aber auch ein Richter für alle andern, so löst dieser Satz beim deutschen Magazin «Der Spiegel» nur Kopfschütteln aus. Die grossen Kirchen haben sich von der Evangelisation der Welt verabschiedet und kümmern sich in erster Linie um das soziale Wohl der Völker. Längst geht es nicht mehr um die Rettung zum ewigen Leben in der Herrlichkeit Gottes, sondern um Gerechtigkeit und Wohlstand im Diesseits.
Mission ist ein Reizwort geworden, das viele Gemeinden und Missionsgesellschaften aus ihrem Vokabular gestrichen haben. Den Begriff verbinden nicht wenige mit den Kreuzzügen des Mittelalters oder mit der habgierigen Kolonisation Afrikas und Amerikas. Hinter dem Begriff Mission vermutet man aggressive Bekehrungsversuche bei friedlichen Naturvölkern und die Verwestlichung fremder und einzigartiger Kulturen.
Zugegeben, der Befehl von Jesus, die ganze Welt mit dem Evangelium zu er reichen, wird und wurde nicht immer in seinem Sinn ausgeführt. Fehler geschehen und im Übereifer gibt es nicht selten die folgenschwere Verwechslung von Evangelium und Kultur. Doch eine fehlerhafte Weltevangelisation ist mir persönlich immer noch lieber als gar keine Mission. Angesichts der vielen falschen Gedankenverknüpfungen bezüglich Mission scheint es aber tatsächlich angebracht, nach weniger belasteten Begriffen zu suchen. Doch umso mehr sollten wir die Sache an sich vorantreiben. Bis Christus wiederkommt, haben seine Nachfolger den Auftrag, alle Menschen zur Versöhnung mit Gott zu rufen. Dabei geht es nicht in erster Linie um soziale Gerechtigkeit und leibliches Wohl, sondern um die Rettung geistlich toter Menschen. Die Kernaussage des Evangeliums lautet: «Jesus starb für deine Sünden», und nicht: «Jesus starb für deine Probleme.»
Mission verlangt Opferbereitschaft
Mission ist nach wie vor weltweit, aber vor allem auch in unseren europäischen Ländern eine riesige Herausforderung. In den meisten Staaten Europas gibt es nur eine unbedeutende Zahl überzeugter Christen. Selbst in der «frommen» Schweiz schätzt man den prozentualen Anteil der bekennenden und praktizierenden Christen auf höchstens 4 %. Das heisst, dass 96 % der Schweizer Bevölkerung mit Jesus Christus nicht viel anfangen können. Wenn bei einer politischen Abstimmung eine Vorlage vom Schweizervolk mit 96 % bachab geschickt wird, spricht man von einer Katastrophe und nicht nur von einer Niederlage für das Initiativkomitee. In vielen Ländern Europas gibt es mittlerweile weit mehr Moslems als bekennende Christen. Da hilft es herzlich wenig, zu jammern und zu klagen. Gefragt ist vielmehr eine neue Opferbereitschaft für die Sache Gottes. Wo sind die Christen, die bereit sind, ihre Gaben, ihre Zeit, ihr Geld, ja ihr Leben für die Mission zu investieren, weil sie überzeugt sind, dass es ausserhalb von Jesus Christus keine Rettung gibt und die Aussage stimmt: «Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen» (Hebr 10,31)? Mission ist nach wie vor hoch aktuell. Es gibt noch viel zu tun. Gerade in Europa sollten wir die einmalige Gelegenheit der Reise- und Niederlassungsfreiheit in der erweiterten EU nutzen, um Jesus Christus bekannt zu machen. Mission ist unser aller Auftrag – auch die Evangelisation unserer Nachbarn und unserer eigenen Landsleute!
Die Ausbreitung des Christentums in den letzten 2000 Jahren: