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Runter vom Gas!

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  • Beitrag zuletzt geändert am:11. Januar 2024

Er gibt Gas. Längst donnert sein BMW schneller über die Autobahn als die erlaubten 120 Stundenkilometer. In vierzig Minuten muss er am Flughafen sein. Auf keinen Fall darf er seinen Flug verpassen, denn von der Konferenz in Boston hängt die Zukunft seiner Firma ab. Auf einmal ertönt das ihm verhasste Signet der Verkehrsmeldungen im Autoradio: Stau vor dem Gubristunnel. Schnell die nächste Ausfahrt runter, mit Bleifuss durch die Dörfer – bis zum abrupten Stopp durch die Kantonspolizei. Den Führerschein ist er los, den Flug kann er vergessen, die wichtige Konferenz ist gelaufen. Die Zeit scheint auf einmal bedeutungslos zu sein.

Volle Terminkalender, hektische Tage, immer mehr Arbeit in weniger Zeit erledigen. Längst haben auch die konservativsten und bibeltreusten Evangelikalen weltliche Standards übernommen, wenn es um die Arbeitsethik geht. Den Preis, den sie dafür bezahlen ist hoch: zerbrochene Ehen, einsame Kinder, Nervenzusammenbrüche, emotionales “Burnout”, verschiedenste Arten der Depression.

Gott hat uns Menschen die Zeit geschenkt. Er schuf diese Erde so, dass sie im Rhythmus des Universums Stunden, Tage, Monate und Jahre kennt. Gott schuf die Zeit, damit wir sie für ihn ausfüllen, nach seinem Zeitplan arbeiten. 

Doch wir schufen den Terminkalender, beschleunigten die Zeit und setzten unsere eigenen Prioritäten. Unser Kreuz mit der Zeit ist daher oft ein selbstauferlegtes Kreuz. Es ist daher dringend geraten, dass wir unsere Prioritäten anders setzen, eine neue Sicht für Zeiten und Stunden entwickeln. 

Eine der markantesten göttlichen Perspektiven betreffend Zeit und Zeiten finden wir im Prediger Salomos 3,1-15. Diese Verse wollen uns nicht in einen düsteren Pessimismus führen, wie einige Ausleger das vertreten. Sie bezwecken vielmehr das Gegenteil. Nicht Untergangsstimmung, sondern Hoffnung und Gewissheit, nicht Fatalismus und Schicksal, sondern göttlicher Plan für unser Leben.   

Der weise Salomo sagt uns hier: Es gibt nicht nur die Zeiten und Ereignisse in unserem Leben, sondern auch einen souveränen Gott, der unser Leben regiert. „Alles hat seine Zeit!“ Diese kurze Aussage teilt uns mit, dass hinter jedem Termin unseres Lebens die Absicht und der Plan Gottes stehen. Von der Geburt bis zum Tod liegt unser Leben in Gottes Terminkalender. 

In vierzehn Gegenüberstellungen zeigt uns der Prediger die völlige Kontrolle Gottes über alle Aktivitäten des menschlichen Lebens. Emotionale Tiefs und Hochs, Verluste und Gewinne, Krieg und Frieden, Schmerzen und Freude, Frühling und Herbst… – über allem steht der weise Plan Gottes. Jede Lebenszeit, ob gut oder schlecht, steht unter der Kontrolle der mächtigen Hand unseres Herrn. Selbst für die Zeiten, die für uns offenbar keinen Sinn ergeben, wie etwa eine Krankheit, fruchtlose Zeiten, Depressionen, Wartezeiten, gibt es einen göttlichen Plan. 

Die Schlussfolgerung des Predigers ist klar: Wenn wir mit Gottes Terminkalender kooperieren, dann ist keine einzige Stunde unseres Lebens bedeutungslos, dann erhält alles einen wunderbaren Sinn (Verse 11-15). 

Aus dieser Zuversicht kann der Psalmist dichten: Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin!“ Mit anderen Worten: „Lass ab von deinen Ängsten, deinem Lebensstress; ruh dich aus und erkenne, dass ich es bin, der die Fäden der Welt in der Hand hält“. Wer Gott vertraut, weiss „in deiner Hand sind meine Zeiten“ (Psalm 31,16). Gott hält die Kontrolle über unser Leben und hat einen Plan für alles, was uns begegnet (Römer 8,28). 

Beachten Sie bitte: Der Prediger verbindet seine Schlussfolgerung mit der Perspektive der Ewigkeit (Vers 11 u. 14). Unser irdisches Leben wird mit einer neuen Zeitdimension, mit Gottes Zeit verknüpft. Wenn es von Gott heisst, dass bei ihm Tausend Jahre wie ein Tag und ein Tag wie Tausend Jahre sind (2. Petrus 3,8), dann ist auch klar, dass jede gelebte Stunde auf dieser Erde eine ewige Dimension besitzt.  

Wenn Sie also Jesus Christus vertrauen, sie ein Kind Gottes sind, dann sind Sie für Gottes Ewigkeit geschaffen und Teil von seinem ewigen Plan! Diese Tatsache führt uns aber keinesfalls zum Fatalismus, sie entreisst uns auch nicht die Freiheit und Verantwortung. Ganz im Gegenteil. Paulus fordert die Christen in Ephesus auf: „Nutzt die Zeit!“ (Epheser 5,16). Doch gerade dieser Befehl wird von den meisten Christen falsch verstanden. Sie denken, sie kaufen die Zeit dann am 
Besten aus, wenn sie mit einem vollen Terminkalender von Meeting zu Meeting hetzen, das Letzte der Zeit abringen, bis sie das Zeitliche gesegnet haben. Nein! Einen Vers später schreibt Paulus: „Darum seid nicht töricht, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist!“ Kluges Zeitmanagement ist also die Kooperation mit Gottes Terminkalender. Wenn wir unsere Zeit optimal nutzen wollen, dann müssen wir nachdenken und uns nach dem Willen Gottes, d.h. nach seinem Terminkalender richten. Glauben Sie mir, dieser steht oft konträr zu unserer eigenen Planung. 

Betrachten Sie einmal das Leben Jesu im Zusammenhang mit Terminplanung und Stress. Ist es nicht eigenartig, dass wir Jesus nie in Zeitnot finden? Er kennt keinen Stress! Wenn ich Jesu Dienst beobachte, dann finde ich ihn nie in Eile! Er beklagt sich nie: “Ach hätte ich doch nur mehr Zeit!” Dabei hätte gerade er sich aufreiben können in seinen Aufgaben. Es gab so viele seelisch und körperlich kranke Leute, so viel verlorenes Volk. 

Doch Jesus kann sich die Ruhe leisten. In Johannes 11 wird ihm gemeldet: „Dein Freund Lazarus ist schwer krank“. Was antwortet Jesus? „Auf, besorgt mir das schnellste Pferd, ich muss ihn noch erreichen, bevor er stirbt!“ Nein! Jesus sagt dort mit anderen Worten: “Lasst ihn schon mal sterben, ich kümmere mich später darum”. Er bleibt noch zwei Tag am gleichen Ort, erst danach bricht er auf (11,7). 

Jesus liess sich also nicht von einem Termin zum anderen treiben. Weshalb nicht? Was steckt hinter seiner inneren Gelassenheit? Die Evangelien berichten uns immer wieder, dass er sich strikt an Gottes Zeitplan hielt. Das ist das Geheimnis der Ruhe! Nur Gottes Zeit ist die richtige Zeit! Wie oft hat sich Jesus von der Menge und auch von seinen Jüngern zurückgezogen, um Gemeinschaft mit seinem Vater zu haben? Mitten in der hektischen Zeit suchte er die Stille! Hält sich an den Zeitplan seines Vaters.

Es sind doch gerade diese Zeiten, Zeiten der inneren Ruhe, Zeiten der Stille, die unser Leben revolutionieren. Petrus jedenfalls scheint dies verstanden zu haben. Er zieht sich um die Mittagszeit zurück zum Beten. Müde und hungrig schläft er ein. Ein Skandal für alle Workaholics: Ein Mittagsschläfchen vor dem Mittagessen! 

Übereifrige Christen halten ihn deshalb für einen faulen Kerl, denn er hätte in der Zeit besser den Heiden gepredigt. Aber mal langsam. War es nicht ausgerechnet während dieser „Auszeit“, wo Gott ihm eine neue Wahrheit gelehrt hat?

Wir müssen nicht bei jedem Treffen dabei sein, können nicht die Probleme aller Menschen lösen, brauchen nicht auf alle Fragen eine Antwort zu haben, sind nicht verpflichtet, jede Einladung zu akzeptieren. Aber wir müssen den Zeitplan unseres Vaters im Himmel erkennen und nach ihm leben. Das wird unsere Zeit mit Garantie entschleunigen, denn Jesus verspricht uns:

„Kommt her zu mir. Ich werde euch Ruhe geben, ja ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen, denn mein Joch drückt nicht, meine Last ist leicht“ (Mat 11:28-30). 

Wie wollen wir Ruhe verkündigen, wenn wir selbst unter der Last zusammenbrechen? Denken wir daran: Alles hat seine Zeit – seine von Gott gesetzte Zeit. Wir können erleichtert aufatmen, viel Stress löst sich im Nichts auf, wenn wir die himmlische Perspektive der Zeit erkennen, wenn wir uns nach Gottes Zeitplan richten!

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