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Schuldner der Welt

Ihr sollt wissen, liebe Brüder und Schwestern, dass ich mir schon oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, aber bis heute daran gehindert wurde; denn wie bei den anderen Heiden soll meine Arbeit auch bei euch Frucht bringen. Griechen und Nichtgriechen, Gebildeten und Ungebildeten bin ich ein Schuldner; so liegt mir alles daran, auch euch in Rom das Evangelium zu verkündigen (Römer 1,13-15).

Paulus, ein jüdischer Gelehrter, denkt und handelt er wie ein römischer General. Seine Vision: Jesus Christus muss auf der ganzen Welt bekannt werden! Seine Strategie: Die grossen Zentren zuerst! Wenn Paulus sagt, „ich muss auch Rom sehen!“ (Apg 19,21), dann meint er dies natürlich nicht in der Leidenschaft eines Touristen, der die Stadt der sieben Hügel noch nie gesehen hat. Vielmehr spricht er dies als Missionsstratege, der unbedingt will, dass die Welt von Jesus hört. Paulus sieht in der Stadt Rom die perfekte Basis zur Weltevangelisation. Von hier aus kann sich Gottes gute Nachricht über die römischen „Highways“ in kurzer Zeit über das gesamte Reich ausbreiten. Er denkt: „Wenn ich von Rom aus meine Mission starten kann, wenn dieses weltpolitische Machzentrum zur Schaltstelle des christlichen Glaubens wird, dann ist bald die ganze Welt mit dem Evangelium erobert!“

Schulden zurückzahlen

So schreibt Paulus den paar Christen in Rom einen ausführlichen Brief. Meisterhaft packt er die gute Nachricht in klare und überzeugende Argumente. Sind die Römer einmal von seinen Worten ergriffen, dann ist die Verbreitung des Evangeliums nicht mehr zu stoppen. Paulus besitzt einen ungezügelten Antrieb, Jesus an allen Orten der Welt bekannt zu machen. Die mächtige evangelistische Energie, die dieses Unternehmen entzündet, finden wir in seinem Wunsch, die Schulden gegenüber Griechen und Nichtgriechen, Gebildeten und Ungebildeten zurückzuzahlen. Er vergleicht die Evangelisation tatsächlich mit einem Schuldenabbau. Beachten Sie, wie Paulus diesen Auftrag formuliert: „So liegt mir alles daran, auch euch in Rom das Evangelium zu verkündigen!“ Mit anderen Worten: Solange es noch Griechen, Römer oder andere Völker gibt, solange noch Gebildete und Ungebildete auf dieser Erde leben, die nie von Jesus Christus gehört haben, bin ich ein Schuldner!

Gottes Reichtum mit anderen teilen

Keine Frage: Schulden können uns fast erdrücken. Es ist jedoch gut, wenn wir unsere schwere Schuldenlast der Welt gegenüber spüren. Paulus sagt: „Ich stehe in tiefer Schuld gegenüber allen, die Christus nicht kennen. Sie brauchen Gottes gute Nachricht von Jesus Christus. Diese ist mir anvertraut worden. Ich durfte glauben, gerettet werden und allen himmlischen Reichtum in Empfang nehmen. Aber jetzt lebe ich doch nicht, um diesen Reichtum egoistisch für mich zu geniessen. Gott hat mich steinreich gemacht, damit ich andere beschenke! Ich schulde ihnen viel. Ich muss bezahlen. Ich verfüge über alle himmlischen Schätze. Ich besitze DIE Hilfe für die Menschen. Jetzt lasst mich zu den Menschen gehen und sie beschenken. Das bin ich ihnen schuldig. Wegen dieser grossen Verantwortung muss ich Rom sehen. Ich habe eine Botschaft für Rom, und Rom und die ganze Welt soll sie hören.“ Wie bin ich Gott dankbar, dass er seit 2000 Jahren treue Menschen beruft, die das gleiche Ziel verfolgen. Leute zum Beispiel, dir vor drei Jahrzehnten in meiner Stadt gesagt haben: „Wir stehen dieser Stadt gegenüber in der Schuld. Auch wenn es viel Arbeit kostet, schlaflose Nächte bedeutet, Unmengen von Geld verschlingt und man nichts als Spott und Hohn für uns übrig hat, wir müssen unsere Schulden bezahlen.“ Dank dieser „Schuldenrückzahlung“ wurde ich Christ. Und seither bin ich daran, meine Schulden der Welt gegenüber zu begleichen.

Wenn Sie Christ sind, dann haben Sie einen Auftrag: Sie müssen auf die Strassen gehen, in die Clubs und in jede Kneipe und alle einladen, Jesus nachzufolgen. Stattdessen sitzen Sie aber vielleicht in Ihrer Gemeinde selbstzufrieden im bequem gepolsterten Sessel im angenehm klimatisierten Raum und vernehmen, verstärkt mit allerlei audiovisuellem Schnick-Schnack, wie Gott Menschen rettet, singen von der Gnade Gottes, danken Gott für sein barmherziges Eingreifen, beten ihn mit mitreissenden Liedern an und bleiben bequem sitzen! Tatsache ist: Wenn wir uns nicht mit Leib und Seele der Evangelisation verschreiben, bleiben wir Schuldner!

Nur nicht aufgeben

Selbst wenn wir uns mal bewegen, geben wir beim ersten Widerstand auf. Zu wenig Geld, zu wenig Mitarbeiter, zu harter Boden, zu wenig Offenheit. Oder die alte Leier: „es wird nicht funktionieren, weil es auch in der Vergangenheit nicht geklappt hat.“ Alles nur Ausreden! Paulus ist es nicht anders gegangen: „Ihr sollt wissen, Geschwister, dass ich mir schon oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, aber bis heute daran gehindert wurde!“ Doch gibt er deswegen auf? Sicher nicht. Er setzt einfach auf eine andere Strategie. Ganz nach dem Motto: Wenn Plan A nicht gelingt, dann ist eben Plan B dran. Wenn ich schon nicht persönlich in Rom anwesend sein kann, dann schreibe ich halt einen langen Brief. Und eben dieser Brief hat weit mehr bewegt, als sein persönlicher Besuch es je hätte tun können! Paulus‘ schriftliche Worte haben Millionen von Menschen den Weg zu Gnade Gottes gezeigt. Im 16. Jahrhundert hat diese neutestamentliche Schrift eine gewaltige Reformation ausgelöst. Ganze Völker durften erfahren, wie sie Frieden mit Gott finden. Was lernen wir daraus? Manchmal führt uns Gott entgegen unserer Planung aber ganz bestimmt besser. Paulus wollte Rom schon immer besuchen, aber es war ihm lange Zeit nicht möglich. Und als es dann schliesslich so weit war, waren seine Hände buchstäblich gebunden. Doch der Heilige Geist führte ihn so, dass er einen wunderbaren Brief schrieb. Und Sie? Wenn Ihre evangelistische Planung nicht aufgeht, verzweifeln Sie dann? Oder sehen Sie darin eine Chance für etwas Anderes? Paulus jedenfalls war überzeugt, dass seine Arbeit auch in Rom Erfolg haben würde – so oder so. „Denn wie bei den anderen Heiden soll meine Arbeit auch bei euch Frucht bringen“, hält er fest.

Volle Kassen – schlechte Zahler

Jesus fordert uns auf: Bringt das Evangelium allen Menschen, allen Völkern, allen Sprachen, allen Rassen, allen Geschlechtern, allen sozialen Schichten, den Gebildeten und Ungebildeten, den Reichen und Armen. Solange es Menschen gibt, die Jesus nicht kennen, stehen wir in ihrer Schuld. Wir werden vor Gott schuldig, weil wir dessen Auftrag nicht ernst nehmen. Wir stehen in der Schuld der Verlorenen, die ein Recht haben, von der Rettung zu erfahren. Hören Sie die Schreie der Verzweifelten? „Bring uns die Botschaft der Rettung! Du schuldest uns diese Nachricht.“ Schulden zu haben, ist eine Last. Tragisch, wenn jemand wegen Überschuldung nicht mehr zahlungsfähig ist. Aber weit schlimmer noch, wenn jemand volle Kassen hat und nicht bezahlt. So einer gehört bestraft. Wir besitzen allen Reichtum des Himmels, der die Not der Welt lindert. Behalten wir diesen Reichtum für uns, werden wir schuldig unserem Dorf, unserer Region, unserem Land, unserem Kontinent und unserer Welt gegenüber. Gott lässt uns Christen nicht zum Selbstzweck auf dieser Erde. Vielmehr will er, dass wir unsere Schulden den Menschen gegenüber bezahlen. Diese Schulden haben wir erst dann beglichen, wenn das Haus Gottes voll, seine Herde komplett ist. Wir werden schon wissen, wann es so weit ist. Nämlich dann, wenn der gute Hirte in Macht und Herrlichkeit auf diese Erde zurückkommt. Erst dann, wenn sein ewiges Reich anbricht. Erst dann!

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