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Soli Deo Gloria (Gott allein die Ehre)

«Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre, um deiner Gnade, um deiner Treue willen» (Psalm 115,1)

Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un liess ein Loblied auf seine Person komponieren. Inbrünstig singt ein staatliches Chorensemble: «Der General ist Klugheit für alle Menschen. Der General ist ewiges Glück für uns. Er baut mit Kraft der Liebe das Paradies auf. Der General ist blendende Sonne des Jahrhunderts. Er ist der grosse General Kim Jong Un!» Es mangelt Kim Jong Un offensichtlich nicht an Selbstvertrauen, so wenig wie anderen Diktatoren oder selbstverliebten Präsidenten, die sich hochmütig als Intelligenzbolzen und Genies preisen. Er ist nicht der erste und er wird auch nicht der letzte Staatsführer sein, der an Grössenwahn leidet und den Personenkult als politisches Mittel nutzt – bis er ein jähes Ende findet. Doch Überheblichkeit kommt auch unter Christen vor.

Gottes Ehre für sich fordern

Paulus warnte vor fast 2000 Jahren die stolzen und eingebildeten Gläubigen der griechischen Stadt Korinth, sich nicht wichtig zu machen. Kritisch fragt er sie: «Was bringt dich überhaupt dazu, so überheblich zu sein. Ist nicht alles, was du hast, ein Geschenk Gottes?» (1Korinther 4,7). Hört man heute gewissen Christen zu, gewinnt man den Eindruck, dass vieles im Reich Gottes sehr wohl eine Frage der menschlichen Genialität und Leistungsfähigkeit, der richtigen Konzepte und Methoden und nicht einfach «Geschenk Gottes» ist. Stolz predigen sie von ihren boomenden Kirchen, beachtenswerten sozialen Einrichtungen, einflussreichen gesellschaftlichen Beziehungen und millionenfach verkauften Büchern. So wie damals die Kirche in Korinth prahlen sie mit ihren Leistungen, als hätten sie diese sich selbst zu verdanken. Wissenschaftler fallen auf diese verkehrte Theologie herein und verfassen Studien und schreiben Bücher, in denen sie all die Faktoren aufzählen, die zum Erfolg der Erfolgreichen führten und ihn auch andernorts garantieren sollen. Ähnlich wie zur Zeit der ersten Christen die Bevölkerung König Agrippa anlässlich seines Sieges im Handelskrieg gegen die Städte Tyrus und Sidon zujubelte: «Das ist die Stimme Gottes, nicht die eines Menschen!» (Apg 12,22), rückt man «christliche Stars» an die Stelle Gottes. Was diese sagen, ist nicht selten relevanter als die Bibel selbst. 

Soli Deo Gloria

Gott teilt seine Ehre mit niemandem. Völlig zu Recht, denn von ihm allein kommt alles, was wir sind, besitzen und für ihn tun. «Soli Deo Gloria» ist die logische Konsequenz von «Gnade allein», «Christus allein», und «Glauben allein». Und doch streben Christen nach eigener Ehre und machen sie Gott streitig. So auch wenn sie meinen, Menschen bekehren zu können. Sicher, wir können andere Menschen mit guter Rhetorik zu Wählern von Parteien oder Personen, ja selbst zu irrwitzigen Ideen und Lebensstilen oder zu unseren eigenen Nachfolgern bekehren, aber sicher nicht zu Gott. Ich persönlich konnte noch bei niemandem Glauben an Christus erzeugen. Das tat stets einzig und allein Gottes Geist. Selbst wenn dieser dazu meinen unzulänglichen Dienst brauchte, habe ich nur getan, was ich als Gottes Diener zu tun schuldig war, weiter nichts. (Lukas 17,7–10). Wo immer wir meinen, etwas aus eigener Leistung zum Bau von Gottes Reich beigetragen zu haben, schmilzt das «Soli Deo Gloria» wie der Schnee in der Frühlingssonne. Dabei müssten wir eigentlich wissen: Gottes Wort fordert an keiner Stelle, dass wir Gottes Reich bauen; vielmehr wird uns versprochen, dass es unserem himmlischen Vater gefallen hat, uns das Reich zu geben (Lukas 12,32). Wenn also nicht wir, wer dann? Gott allein! Ihm allein gehören alle Ehre und jeder Dank.

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