Was müssen Christen glauben, um gerettet zu werden? Viele Kirchen halten in ihren Leitbildern höchstens noch die Gemeinschaft oder der Dienst am Nächsten für unentbehrliche Fundamente des Glaubens. Durch Drehungen und Wendungen formuliert man ein Christentum, das nirgends mehr anstösst. Als tragfähiges Fundament des Glaubens genügt das aber nicht.
Was glauben Christen?
Fragen wir unsere Zeitgenossen, woran sie Christen erkennen, so folgt meist eine Definition mit moralischen Attributen. Christen werden in erster Linie über ihre Haltung zu ethischen Fragen wahrgenommen. Wie fromme Menschen zur Abtreibung, zur Homosexualität, zum Umweltschutz, zur sozialen Gerechtigkeit oder zur Flüchtlingspolitik stehen, wird offensichtlich deutlich kommuniziert. Was wir glauben, scheint mehr mit dem zu tun haben, was wir tun oder lassen sollen und weniger mit unserer Beziehung zu Gott und unserem Wissen über ihn. Das führt mitunter dazu, dass viele Christen nicht mehr in der Lage sind, grundlegende Elemente des Glaubens wie Gottes Trinität, Sünde, Erlösung oder gar den Sinn des Lebens theologisch korrekt zu erklären. Im Gegensatz zum Trend unserer Zeit definieren die ältesten christlichen Bekenntnisse den Glauben wesentlich als Beziehung zu Gott und dem Erkennen seiner Person sowie seines souveränen und heilvollen Wirkens.
Das Fundament der Fundamente
Soll unser Glaube eine sichere Grundlage haben, so muss er auf objektiver Wahrheit gründen, also auf Gottes Wort und nicht Menschenwort. Überzeugungen, die lediglich dem menschlichen Denken oder der menschlichen Erfahrung entspringen, sind subjektiv, fehlerhaft und können in die Irre leiten. Der Reformator Johannes Calvin forderte deshalb in seinem Bekenntnis von La Rochelle zu Recht, dass weder Überlieferung noch Brauchtum noch Meinung der Menge noch Menschenweisheit noch Urteile noch Beschlüsse noch Konzile noch Visionen noch Orakel der Heiligen Schrift entgegenstehen dürfen, sondern im Gegenteil: Alle Dinge müssen aufgrund von ihr geprüft, geregelt und reformiert werden. Für mich gehört deshalb die Überzeugung, dass die Bibel Gottes irrtumsloses Wort ist, zu den unverhandelbaren Fundamenten des Glaubens. Die Bibel sagt immer die Wahrheit, auch wenn wir nicht fähig sind, alles zu verstehen. Die Heilige Schrift ist die höchste Autorität, nach der sich unsere Glaubensinhalte ausrichten. Wo keine Gewissheit von Wahrheit vorhanden ist, da ist auch kein Vertrauen, also auch kein rechter Glaube möglich. Können wir der Bibel nicht im Detail vertrauen, dann können wir ihr auch nicht in den hauptsächlichen Fragen glauben, denn das Ganze ist immer die Summe seiner Einzelteile.
Fundamentale Aussagen als Skandal
Es gibt Christen, die halten nicht viel von einem Minimalbekenntnis, einer „eisernen Reserve“ mit Glaubensüberzeugungen. Sie finden, Christen dürften ihren Glauben nicht auf ein paar wenige Sätze reduzieren, denn alles in der Schrift sei wichtig. Das ist bestimmt richtig, denn es reicht nicht, als Glaubensbasis nur die Liebe zu Gott und zueinander zu nennen. Schliesslich müssen wir wissen, wer Gott ist, was er tut und was er von uns will, wenn wir eine Beziehung zu ihm pflegen wollen. Und doch ist es die Bibel selbst, die uns immer wieder zu den heilsentscheidenden Grundlagen des Glaubens führt, die sich in wenigen Sätzen formulieren lassen. So zum Beispiel in Hebräer 6,1-2; Phil 2,5-11; Kol 1,12-20 oder 1. Tim 3,16. Die Autoren des Neuen Testaments vergleichen die Fundamente des Glaubens mit der Muttermilch, die ein Baby zu sich nimmt. Ohne diese Grundnahrung wächst niemand zu einer erwachsenen Person heran. So gesehen hat ein Minimalbekenntnis durchaus eine Maximalwirkung. Zudem stösst diese Milch bei Nichtchristen sauer auf, sie können sie nicht verdauen. „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“, heisst es da zum Beispiel in einem der ältesten Minimalbekenntnisse der Christen, dem so genannten Apostolikum. „Niemals!“, rufen Atheisten, „es gibt keinen Gott und auch keinen Schöpfer, nur ewige Materie und einen Urknall.“ Jede einzelne Aussage des Apostolikums bedeutet eine Provokation für Angehörige anderer Religionen, Atheisten und liberale Christen. Ist da die Rede von Jesus Christus als dem Sohn Gottes, rufen Moslems „Skandal!“ Bei der Auferstehung der Toten empören sich die Liberalen. Die unentbehrlichen Fundamente des Glaubens werden in der Heiligen Schrift unmissverständlich dargestellt und ständig wiederholt. Sie lassen sich tatsächlich auf wenige Elemente reduzieren und haben alle direkt oder indirekt mit der Rettung des Menschen zu tun. Dazu gehören das Bekenntnis zur Dreieinigkeit Gottes, zur Schöpfung als Werk des allmächtigen Gottes, zu Jesus Christus als Gottes Sohn, der in vollkommener göttlicher und menschlicher Natur auf dieser Erde lebte und lehrte, gekreuzigt und begraben wurde, am dritten Tag wieder von den Toten auferstanden ist und jetzt zur Rechten des Vaters sitzt, zur Vergebung der Sünden aufgrund des stellvertretenden Opfers Jesus‘, zur Kirche, die sich in der Gemeinschaft der Heiligen manifestiert, zur Auferstehung der Toten, zum Gericht über die Lebenden und Toten und zum ewigen Leben. Diese wenigen Glaubensfundamente sind den Nichtchristen Anstoss. Gleichzeitig bilden sie das starke Band, das Christen weltweit verbindet.
Über die Fundamente hinaus
Das Fundament bildet lediglich die Basis unseres Glaubens. Durch den Aufbau von Wänden, Türen, Fenstern und einem Dach auf das Fundament entsteht ein fertiges Haus. Fundamente des Glaubens sind wichtig, aber Christen müssen darüber hinauswachsen. So kritisiert Paulus die Gläubigen in Korinth, dass er ihnen wie Babys immer noch Milch zu trinken geben muss, weil sie feste Nahrung nicht vertragen (1. Kor 3,1-2). Und der Autor des Hebräerbriefs beklagt sich über die ahnungslosen Christen, die schon längst Meister sein müssten und andere unterweisen sollten, sich aber immer noch wie Lehrlinge verhalten (Hebräer 5,11-14). Christen müssen ihre Urteilsfähigkeit schulen, damit sie Gottes Wahrheit Tag für Tag besser verstehen. Doch während niemand einen anderen Grund legen kann (1. Kor 3,11), sieht die Ausgestaltung der Wände, Fenster, Türen und des Dachs bei manchen unterschiedlich aus. Unser Erkennen von Gottes Bauplänen ist bruchstückhaft, vieles bleibt unklar und rätselhaft. Deshalb gilt im Umgang mit anderen Christen nach wie vor der Satz des Kirchenvaters Augustinus Aurelius: „Im Wesentlichen Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem Liebe.“
Du willst wissen, was die unentbehrlichen Fundament des christlichen Glaubens sind? Dann schau dir hier eine kurze Einführung in die Essentials des Christentums an.