«Da hasste ich das Leben, denn übel erschien mir alles Tun unter der Sonne: Alles war nichtig und ein Greifen nach Wind» (Koh 2,17).
Der markanteste Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ist nicht nur biologischer Art. Auffallend ist auch die innere Einstellung zum Leben. Kinder besitzen eine starke Lebensfreude, weil für sie alles erreichbar scheint. Könige, Astronauten, Schauspieler, Musikstars, Spitzensportler wollen sie werden. Ihre Fantasie kennt kein Unmöglich. Die Zukunftspläne sind gespickt mit schier grenzenlosen Erwartungen.
Diese hoffnungsvollen Aussichten reduzieren sich mit jedem Jahr des Älterwerdens auf etwas realistischere Ziele. Teenager nehmen schmerzlich wahr, dass ihnen fehlende Talente Grenzen setzen. Selbst die Begabtesten erreichen selten all ihre Ziele, weil entscheidende Faktoren wie Glück oder die richtigen Beziehungen fehlen. Immerhin, vieles scheint selbst dann noch machbar, wenn man es nur genug will und hart dafür arbeitet.
Lebenskrise
In der Mitte des Lebens blicken viele frustriert zurück. Es ist anders gekommen. Eine Midlife-Crisis bahnt sich an. Der einst interessante Job wird zur Routine, eine weitere Beförderung rückt ausser Sichtweite, ein Berufswechsel ist mit hohen Risiken verbunden oder bringt nicht die erhoffte Erfüllung, und die Partnerschaft mutiert vom lodernden Feuer zum Schwelbrand. Entzaubert wird man sich der Endlichkeit des Lebens bewusst. Es bleibt nicht mehr genug Zeit, um alle Pläne zu verwirklichen. Ein paar Mutige zwar versuchen sich neu zu erfinden, prallen aber nicht selten brutal in der erbarmungslosen Realität auf. Trotz unzähliger gesundheits- und schönheitsfördernder Massnahmen muss man sich schliesslich eingestehen, dass die körperliche Stärke und Anziehungskraft nicht mehr dieselbe wie mit zwanzig ist. Die nachfolgende Generation ist attraktiver, dynamischer und leistungsfähiger. Wenigstens sind da noch die Kinder, die stellvertretend erreichen können, wozu man nicht mehr in der Lage ist. Also investiert man in deren Zukunft, nur um später festzustellen, dass sich die Geschichte wiederholt.
Raus aus dem Selbstmitleid
Wer in Pflegeheimen arbeitet, kriegt die Verbitterung vieler alter Menschen zu spüren. Sie trauern ihren Lebensträumen nach. Die Schuld für ihr bitteres Schicksal sehen sie bei früheren Arbeitgebern, dem Staat, den Nachbarn oder der eigenen Familie. Enttäuschte Menschen werden zu einer Plage für andere, weil sie Freundschaften und Beziehungen zerstören – und so leider sich selbst schaden.
Die fehlende Perspektive des ewigen Lebens und die mangelnde Erfahrung von Gottes Gnade und darum die Unfähigkeit, vergeben zu können, lassen unzählige Menschen am Schluss ihres Lebens – und oft viel früher – desillusioniert zurück. Das Leben bleibt in vielen Bereichen sinnlos, und was am Ende folgt, ist das unendliche Nichts.
Menschen, deren Leben dem dreieinigen Gott gehört, besitzen hingegen eine grenzenlose, freudige Erwartung: Das Schönste wartet auf sie! Sie wissen aber auch, dass jede Sekunde des jetzigen Lebens unter der souveränen Führung des mit umfassend weisen Gottes steht. Alles – ob erfüllte oder unerfüllte Wünsche – trägt zum Besten bei und passt deshalb perfekt zu seinem ewigen Plan (Koh 3,14). Sowohl in der Mitte wie am Ende des Lebens dürfen sie sich entspannt zurücklehnen. Sie können Gott auch in frustrierenden Zeiten des Lebens vertrauen und müssen keiner verpassten Gelegenheit nachweinen, weil es für sie mehr gibt als «das Leben unter dieser Sonne».