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Wenn Gott nicht heilt

«Denn wir haben nicht einen Hohen Priester, der nicht mit uns zu leiden vermöchte in unserer Schwachheit …» (Hebräer 4,15). 

Fragt man werdende Eltern, ob sie sich lieber ein Mädchen oder einen Jungen wünschten, antworten sie meistens: «Hauptsache gesund!» Für die meisten Menschen ist Gesundheit die höchste Lebensmaxime. Und tatsächlich, wir haben es weit gebracht in Sachen körperliche Fitness. In der Schweiz ist die Lebenserwartung bei der Geburt zu Beginn des 21. Jh. eine der höchsten weltweit. 1918 betrug diese bei Frauen noch 57 und bei Männern 54 Jahre, heute liegt sie bei 85 bzw. 81 Jahren. Während die Lebenserwartung seit Jahrzehnten zunimmt, sinkt die Säuglingssterblichkeit laufend. Starben 1918 im Durchschnitt 100 von 1000 lebend geborenen Kindern innerhalb ihres ersten Lebensjahrs, sind es heute weniger als vier. Kein Wunder, dass wir uns praktisch nichts anderes vorstellen können als ein gesundes und langes Leben. 

Die «christliche» Lüge von der garantierten Gesundheit

Was aber, wenn es anders kommt? Wenn der Arzt eine unheilbare Krankheit diagnostiziert? Wenn körperliche oder psychische Leiden die Lebensfreude nach und nach zu vernichten drohen? Bleibt dann nur noch der Gang zu einer Sterbehilfeorganisation, weil das Leben sinnlos geworden ist? Oder hat das alles nur mit unserem mangelnden Glauben zu tun, wie einige Christen behaupten? «Gläubige dürfen und müssen nicht mehr krank werden, denn Christus hat den gesamten Fluch Gottes aus Genesis 3 mit seinem Tod am Kreuz rückgängig gemacht», beteuerte mir neulich ein Mann am Telefon. «Wenn Ihre Theorie stimmte», wandte ich ein, «dann dürften zumindest die Frommen auf dieser Erde nicht nur keine Krankheiten mehr kennen, sondern die Frauen unter ihnen auch keine Schmerzen mehr bei der Geburt. Weit mehr noch, keiner von ihnen müsste mit Mühsal im Schweisse seines Angesichts seine Arbeit verrichten und sein Brot verdienen. Sie würden auch nie mehr als Staub zum Erdboden zurückkehren und genössen hier und jetzt die Zustände des verlorenen Paradieses.» Ich versuchte ihm von der Bibel her zu erklären, dass wir für unser Leben auf dieser alten Erde kein Versprechen besitzen, ewig zu leben und auch keine Zusage haben, ewig gesund und von allem Unglück und jedem Leiden verschont zu bleiben.

Der Mitleidende Christus

Wer immer behauptet, man werde automatisch gesund, wenn man mit der Sünde breche, bzw. man bleibe gesund, weil man nicht sündige, beweist, dass er weder die Tiefe noch den Umfang der Sünde begriffen hat, denn wir alle sind und bleiben Sünder – jeden Tag und jede Sekunde. Wer ein sündloses Leben für die körperliche und psychische Gesundheit voraussetzt, legt Kranken ein zusätzliches Leiden auf. 

Gottes Gnade ist es, wenn wir gesund bleiben und auch wenn er uns von einer Krankheit heilt. Gottes Gnade ist aber ganz bestimmt nicht in Krankheit und Leiden abwesend. Paulus bestätigt anhand seiner eigenen Lebenserfahrungen das Gegenteil (2Korinther 12,9). In allen Prüfungen und jedem Leiden gilt jedoch die Zusage, dass Gottes Sohn sämtliche menschliche Erfahrungen durchlebt hat und deshalb nicht nur buchstäbliches Mitleid kennt, sondern uns auch aktiv in allen Nöten zur Seite steht. 

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