«Einmal war es so: Der Mensch verstand nur wenig, aber das Wenige bewegte ihn tief. Heute versteht er viel, aber es bewegt ihn nicht oder doch nur oberflächlich.»
Søren Aabye Kierkegaard
Informationszeitalter wird unsere Zeit genannt. Uns stehen Wissensquellen zur Verfügung wie nie zuvor. Sich im Dschungel der vielen Meinungen zurechtzufinden, ist eine echte Herausforderung. Manch einer hetzt deshalb von Trend zu Trend und verliert dabei das Eigentliche aus den Augen.
Erleuchtung erst jetzt?
Trends kommen und vergehen immer schneller. Einige sprechen von Durchbrüchen, andere von Wellen, Erdbeben, Orkanen und weiteren Vergleichen mit Naturkatastrophen. Mittlerweile ist ein ganzes Heer von Experten damit beschäftigt, Trends zu erforschen und zu prognostizieren. Einige christliche Zeitgenossen sind so überzeugte Trendsetter, dass sie meinen, mit ihnen beginne die Kirchengeschichte! In einem Buch lese ich, dass wir Christen des 21. Jahrhunderts uns glücklich schätzen dürfen, endlich den Durchblick in vielen theologischen Themen zu haben. Da frage ich mich dann: Besitzen wir erst heute in der Theologie die richtige Erleuchtung? Ist es ausgerechnet unser Wohlfühlchristentum, das weiss, wie echtes Christsein aussieht? Wissen wir erst seit diesem Jahrhundert, wie man das Reich Gottes baut? Was ist mit all den klugen Köpfen, die unter den widrigsten Umständen Gottes Wort erforscht und wichtige Erkenntnisse gefunden haben? Waren sie bloss Dilettanten? Mangelte es ihnen an Wissenschaftlichkeit, weil sie ja noch nicht das riesige Wissen unserer Zeit hatten, ihnen kein Internet, keine Universitätsbibliothek und keine Computerbibel zur Verfügung standen? Baut Gott sein Reich erst jetzt? Was ist mit den Christen, die unter schwerer Verfolgung und Folter, auf Scheiterhaufen, in Gefängnissen, unter Hass und Verachtung Jesus als ihren Herrn und Retter bezeugt haben (wie dies übrigens auch jetzt in vielen Ländern geschieht)? Waren sie klägliche Anfänger? Hatten sie’s nicht drauf? Ja, ihre Gemeinden boomten nicht; sie trafen sich in erbärmlichen Hütten und feuchten Höhlen; sie schrieben keine Bestseller; sie standen in der Beliebtheitsskala nicht weit oben. Aber sie tränkten mit ihrem Schweiss und Blut den Boden für die Saat Gottes.
Trendlos trendig
Man weiss manchmal nicht, ob die christlichen Trendsetter sich selber ernst nehmen. Denn so schnell die Industrie technisch neue Produkte produziert und den Markt anheizt, so verändert sich auch der christliche Trendmarkt. «Weg mit Kreuzen, Kanzeln und Kirchen!», hiess es vor einigen Jahren. «Räumt alles weg, was den Nichtchristen ein Anstoss oder eine Barriere sein könnte! Predigt nicht länger als 10 Minuten! Lest nicht mehr aus der Bibel vor! Fordert eure Besucher unter keinen Umständen auf, ihre Bibel in den Gottesdienst zu bringen!»
Was lernen wir als allerneusten Trend? «Lasst uns zurückkehren zu Kreuz, Kanzel und kirchlichen Traditionen! Die Leute haben es satt, sich ständig verändern zu müssen; sie suchen nach Konstanten, nach Werten, nach ewig Gültigem. Sie wollen nicht Unterhaltung, sondern Tiefgang; nicht Action, sondern Stille; nicht billige Antworten, sondern gelebten Glauben!»
Seit meinem Studium habe ich gelernt, mit einer einem Berner angeborenen Gelassenheit auf alle evangelikalen Trends zu reagieren. Wer ständig dem letzten Schrei nachrennt, läuft Gefahr, sich in ein paar Jahren lächerlich zu machen. Der einzige Trend, von dem ich überzeugt bin, ist der Trend zum Trendlosen – und trendlos trendig ist und bleibt das einfache Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Mehr als die Gnade Gottes durch Jesus Christus können wir weder erfahren noch verkündigen. So wünsche ich mir, dass uns das wenige, was wir von Gottes Grösse verstehen, tief bewegt, verändert, erneuert und zur Anbetung führt!