«Als sie dies hörten, traf es sie mitten ins Herz… Die nun sein Wort annahmen, liessen sich taufen. Und an jenem Tag wurden ungefähr dreitausend Menschen der Gemeinde zugeführt» (Apg 2,37.41).
«Als sie das von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten… Einige aber schlossen sich ihm an und kamen zum Glauben» (Apg 17,32.34).
Lukas berichtet von zwei Predigten und Predigern, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Der eine ist ein einfacher Fischer, der andere ein gebildeter Theologe mit besten Abschlüssen. Der ungebildete Prediger führt an einem Tag dreitausend Menschen zum Glauben an Jesus Christus. Der andere kriegt mit einer genialen Predigt kaum eine Hand voll zusammen. Der eine redet schlicht und ohne Anwendung – mit dem Erfolg, dass Tausende fragen, was zu tun sei. Der andere predigt strukturiert, logisch und mit vielen Anknüpfungspunkten zum Publikum, erntet aber fast nur Spott und Ablehnung.
Gleiche Botschaft, unterschiedliche Reaktion
Die beiden Prediger, Petrus und Paulus, verkündigen denselben Inhalt: Christus, den Auferstandenen, der Menschen in seine Nachfolge ruft. Wie aber erklärt sich der unterschiedliche «Erfolg»? Liegt es an der Methode oder an der Persönlichkeit der Prediger? Hat Petrus sich intensiver mit Gebet auf die Predigt vorbereitet als Paulus? Ich denke, es hat mit dem ungleichen Publikum zu tun. Petrus predigt vor Juden, Paulus vor Philosophen, Heiden und Atheisten. Petrus kann alle Inhalte der hebräischen Bibel voraussetzen, Paulus fängt bei null an. Das braucht Zeit, denn nur wenige begreifen nach einer Predigt, worum es geht.
Der Frust unserer Generation
Paulus hätte im Vergleich zu Petrus genauso frustriert aufgeben können wie wir im Hinblick auf die Erfolge unserer Vorväter. Noch vor ein paar Jahrzehnten waren alle Einwohner unseres Landes christlich sozialisiert. Wie Petrus konnten die Verkündiger sämtliche Inhalte der Bibel voraussetzen. Ganze Landstriche wandten sich in so genannten Erweckungen dem Evangelium zu. Heute sind unsere Zeitgenossen mehrheitlich neuheidnisch, atheistisch oder gehören anderen Religionen an. Schlimmer noch: Sie kennen zwar das Christentum, aber in ihren Augen hat es sich nicht bewährt. Diese Menschen von den Inhalten des Evangeliums zu überzeugen, braucht Zeit – sehr viel Zeit. Dies führt mitunter zu Frust, vor allem dann, wenn bei ausbleibendem «Erfolg» vorwurfsvoll gemahnt wird: «Ihr betet zu wenig, predigt zu lau, wendet die falschen Methoden an, habt zu wenig Mut, vertraut nicht wirklich Gott…»
Arbeiten wie Paulus in Athen
Ab und zu schafft auch heute noch einer den Durchbruch. Nicht gerade wie Petrus, aber immerhin. Die Gemeinde wächst, die Stühle werden knapp. Auffallend ist: Das geschieht fast immer in Regionen mit sehr vielen Christen. Hier kann man predigen wie Petrus in Jerusalem – und es tut sich was. Ich freue mich herzlich mit, wenn innovative Gemeinden fromm sozialisierte Jugendliche für den Glauben begeistern oder gemeindefrustrierte Christen mit einem attraktiven Programm erreichen. Doch die Statistik zeigt, dass wir Neuheiden, Atheisten oder Angehörige anderer Religionen kaum überzeugen. Trotz aller Schönfärberei bleibt es eine Tatsache, dass die Anzahl der Christen in Westeuropa abnimmt. Der Schein trügt: Durch den Transfer von Christen von einer Gemeinde zur anderen wächst das Reich Gottes nicht. Wollen wir unsere Generation mit dem Evangelium erreichen, brauchen wir die Arbeitsweise des Paulus. Der wusste, wie man Heiden erreicht: mit einem authentischen Lebensstil, vielen guten Argumenten, langen Diskussionen, dem Fokussieren auf Einzelne und sehr viel Zeit. Diese Methode bringt uns wahrscheinlich nicht die Massen, aber sie lohnt sich! Die Apostelgeschichte beweist es.